Wie kann auf einem zentrumsnahen, grossen Gebiet im Agglomerationsraum Zürich ein dichtes Quartier mit hoher Qualität entstehen?
Siedlungsbau in der Agglomeration. Eine städtische Grossform vermittelt zwischen freieren Baufeldern.
Etappierung — in einer frühen Etappe sollen die wichtigen städtebaulichen Bezüge hergestellt werden. Für die nachfolgende Verdichtung bestehen Spielräume.
Für jeden Grundeigentümer (hier das Baufeld der Gemeinde mit Alterswohnungen) werden Typologien vorgeschlagen und die jeweiligen Beiträge zum Gesamtprojekt definiert.
Die Bebauungsform reagiert auf spezifische Anforderungen (hier Lärm und Topographie).
Der Ausbau erfordert Anpassungen der Gemeindeinfrastruktur. Ein neuer Werkhof übernimmt gleichzeitig Lärmschutzfunktionen und bildet den Eintritt ins Areal.
Je dichter die Überbauung, umso höher sind die Anforderungen an die städtebauliche Figur und den Beitrag zum öffentlichen Raum.
Das Gebiet heute. Privatisierte Vorzonen, Erdgeschosswohnungen an Hauptachsen, unkoordinierte Zufahrten.
Der bauliche Druck auf die am Greifensee gelegene Vorortsgemeinde Fällanden ist gross. Im Westen getrennt durch einen Bungert schliesst unmittelbar an den bäuerlichen Dorfkern ein Entwicklungsgebiet an, das teilweise der Gemeinde und weiteren privaten Grundeigentümern gehört. Für die Erschliessung und Überbauung dieses Gebiets lädt die Gemeinde vier Architekturbüros zu einem Studienauftrag ein. Ziel ist, eine Grundlage für einen Quartierplan zu erhalten.
Lärmprobleme durch die im Süden angrenzende stark befahrene Strasse, die erhebliche vorgeschlagene Dichte und die Grösse und Bedeutung des Areals, dessen Überbauung zu einer Verdoppelung des Dorfzentrums führen wird, lassen uns nach einer städtebaulichen Figur suchen, die mit differenzierten Typologien dem Bestand ein starkes Gegenüber bietet und dieses erweitert. Die gewählten Muster orientieren sich am modernen Siedlungsbau Berlins, bei dem starke Strassenräume, Zeilenbauten und eine sorgfältige Durchgrünung eine vorstädtische Urbanität mit hohen Freiräumqualitäten verbindet. Um diese Ziele zu erreichen, entwickeln wir — in für ein solches Verfahren unüblicher Detaillierung — Baufelder, Gebäudetypologien und die nötige Stärkung der kommunalen Infrastruktur. Die bauwilligen Grundeigentümer empfinden diese Festlegungen als Zumutung. Bob Gysin gewinnt den Studienauftrag mit einer offeneren Figur.
Das mittlerweile durch verschiedene Investoren gebaute «Quartier» zeigt das Dilemma einer monofunktionalen Verdichtung ohne kollektiven Anspruch im ländlichen Raum. Zwischen den zusammen geschobenen Wohnzeilen mit ihrem Privatheitsanspruch im Erdgeschoss entsteht eine eigenartige und unwirtliche Landschaft aus Zäunen, Tiefgaragenabfahrten und Containerstandplätzen.